Deutschland per Steckdose – Warum?
Elektromobilität ist in aller Munde und soll noch in dieser Dekade in Deutschland weite Verbreitung erfahren. Doch halt – wer hat eigentlich schon mal so ein Gefährt bewegt? Wer hat in beiden Bedeutungen des Begriffs ‚Erfahrungen’ damit sammeln können? Es gibt sicherlich schon einige Testberichte 2- oder 4-rädriger Elektro-Fahrzeuge. Auch unternehmen manche Hersteller Demo-Fahrten, um die Leistungsfähigkeit und Alltagstauglichkeit ihrer Produkte zu betonen. Aber wie sieht es für den Normal-Verwender unter Normalbedingungen aus? Ist das schon mal unternommen worden? Fenab von PR-Ralleys mit mitreisenden Strom-Generatoren auf Begleit-LKWs? Oder als rein innenstädtische Lösung, wo noch fragwürdig ist, ob und wie viele Menschen ‚nur’ für den Stadtverkehr überhaupt solch eine ‚Lösung’ wollen. Zumal die Renommier-Ladestationen der großen Stromunternehmen wohl hoffnungslos überlastet sein dürften, wenn mehr als 10 Fahrzeuge pro Tag deren Hitec-Steckdosen in beschlag nehmen.
Hier also die Hitparade der besten Gründe, warum es höchste Zeit für einen ‚furchtlosen Selbstversuch’ à la DPS wird!
- Ist die Technik heute schon ausgereift, belastbar und stress-resistent, um bei jedem Wetter und unterschiedlichen Streckenverläufen zuverlässig zu funktionieren? Meine Wahl: die Quantya Strada Evo1, eines der ersten Elektromotorräder in der Supermoto-Version mit Strassenbereifung. Ich lasse sie völlig serienmäßig – kein Tuning, keine Extrabatterie etc. Mit 2,4, KW/H in der modernen Lithium Polymer ‚Batterie’ habe ich ausgemessene 50+x Kilometer Reichweite – aber nur bei sehr zögerlichem ‚Gas’-Gebrauch, ohne längere Steigungen dazwischen oder gar flotte Ampelstarts (die aber so viel Spaß machen;-)). D.h. nach spätestens jeweils 45km MUSS ich eine Stromnetzanbindung (220V; mind. 20A abgesichert) finden und für ca. 90-120min. ‚tanken’. Keine Reserve, kein Trick können mich dann noch retten. Ich muss also wohl oder übel Privat- oder Geschäftsleute ansprechen, nett und freundlich um eine Stromspende bitten (die ich dann auch bezahle werden, ist doch klar). Das führt direkt zu Grund 2…
- Wie werden die Menschen an der Strecke reagieren? Wie die Leute, die ich direkt anspreche und um Strom bitte? Ein Kernstück der Tour: die Kommunikation. Ich werde die wichtigsten Statements, Reaktionen und Meinungen aller Menschen, denen ich begegne, konservieren und aufzeichnen (per Kamera oder Kuli) und damit so eine Art kleine ‚studie on the go’ bzw. einen ‚RoadResearch’ betreiben. Kritik soll ebenso zu Worte kommen wie Lob, Neugier, aufkommende Fragen, Zweifel oder Begehren (‚haben-wollen’). Die Menschen sollen sich über die Maschine, ihren Piloten, die Technik und ihre Haltung dazu möglichst ausführlich äußern. Eins weiß ich dabei schon aus früheren Touren mit ‚Motor’-Rädern. Man ist als Biker immer ganz nah dran an den Menschen, kommt schnell ins Gespräch und trifft fast immer auf Neugier und Sympathie. Klar will ich das nutzen – und damit sind wir auch beim Fahrer selbst und unserem Grund 3.
- Wie ergeht es dem Fahrer, der für mindestens 10 Tage nicht nur den Wetterkapriolen und einer harten Sitzbank, sondern auch dem Wohlwollen und der Hilfsbereitschaft der Bevölkerung ausgesetzt ist? Dazu noch dem Zwang, elend langsam zu fahren, nicht zu arg zu beschleunigen, jede Steigung zu meiden etc. (also all die Dinge die das Mopedfahren so klasse machen, nunmehr zu fürchten).Zum Selbstversuch gehört die Selbstbeobachtung. Gibt es eine neue Art Spaß zu entdecken. Bekomme ich ‚et ärme Dier’ (als den Blues, Katzenjammer)? Kann ich nach der Tour noch ‚ja’ sagen zu diesen neuen Bedingungen der Mobilität und des Fort-Kommens? Oder will ich nix sehnlicheres als möglichst schnell die Kiste in den nächsten Graben werfen? Womit wir bei Grund 4 sind.
- Welche Erkenntnisse aus DPS sind generalisierbar für eine Einschätzung von Chancen und Grenzen der neuen Mobilitäts-Art? Was lässt sich über den technischen Teil sagen? Hält der? Bewährt er sich? Was ist mit dem Laden? Welche Kniffe kann man auf einer Reise (er-)finden, um mit dem ungewohnten Rhythmus Fahren -Lange Halten – weiter Fahren klar zu kommen? Wobei ja hier das Intervall willkürlich gesetzt ist. Was wäre bei größeren Reichweiten (wobei ja dann die notwenig längere Ladezeit der dann größeren Batterie einen Zwischenhalt immer zu einem Langzeit-Stopp ausdehnt usw.). Kommt vielleicht als Ergebnis ein Katalog von Bedingungen heraus, die für eine erfolgreiche Einführung der neuen Technik erfüllt sein müssen? Und: kann man Tipps für die weitere Einführung und Verbreitung formulieren, welche ein PR-Desaster wie jenes bei der Einführung des unseligen Spritgemischs E10 vermeiden helfen können?
- Gruß an meinen Vater Auch dies sollte nicht verschwiegen werden. DPS ist wohl auch eine Art, meinem 1997 verstorbenen Vater zu gedenken. Gerhard Grüne war gelernter Elektriker und ein begnadeter Universal-Handwerker, der sehr geschickt viele weitere Gewerke auszuführen verstand. Davon habe ich leider nicht allzu viel ‚geerbt’. Allerdings vielleicht doch eines: die generelle Liebe zur Metall-Verarbeitung, zur Mechanik und zu allen Formen interessanter, neuer oder origineller Techniken. Damit setze ich also doch – irgendwie – eine Tradition fort. Umso besser! Und danke an Gerhard Grüne!
wünsche viel Glück, viele gute Erfahrungen und viel Spaß bei dieser tour. Super Idee!
Herzliche Grüße Solvey Friebe
Finde ich eine Super Idee. Ich fahre selber beim E-Mobilitäts Forschungsprojekt der EnBW ein elmoto Kleinkraftrad seit 4.7.10. Bis jetzt bin ich über 13 000 km gefahren und zumindest hier in Stuttgart kriegt man überall Strom, ein Lächeln, a nettes Schwätzle und manchmal auch einen Kaffee zum Strom.
Viel Glück dass die Technik hält.
Lieber Herr Grüne,
nach dem erfogreichenTanken in Bremerhaven, in der Maifischstr. 3-9 wünsche ich Ihnen bei bestem Wetter gute Fahrt!!!
Rainer Backhaus
Hallo Heinz, wuensche Dir auf der Tour viel Spass und nette Menschen, die Dir den benoetigten Strom geben. Mir am Ende der Tour viel Informationen zum Bike und Fakten – alles drumherum interessiert mich weniger.
Gruss Hans