Wieder zuhause im Rheinland
Q: Herr Grüne, sie wirken heute ausgeruhter und frischer. Nach dem Ende de Tour: Wie fühlen sie sich innerlich?
A: Ganz ok. Daß wir die Tour am Ende so problemlos geschafft haben, ist schon eine dolle Sache!
Q: Noch was zur E-Mobilität. Sie sprachen ja beim letzten mal (Tag 8 – Montag dem 16.5.) von einer noch fehlenden E-Motionalität der E-Mobilität. Wo sehen sie diese heute?
A: ganz klar vor allem in der Möglichkeit einer partiellen Entschleunigung. Hauptsächlich kann man mit ihr ruhig gleiten, die Gegend genießen, seine täglichen (kurzen) Fahrten ohne Hast absolvieren. Das entspannt. Man könnte sagen: das müsste es auf eigentlich auf Rezept geben – vor allem für notorisch Ungeduldige und hypertonische Hektiker. Doch da ist auch ein zweiter Aspekt: die Wendigkeit und Spritzigkeit, welche gerade ein leichtes Gefährt wie das Quantya oder aber ein leichtes elektrisches Auto zeigen, kann auch – in gewisser Dosierung – mal für einen kleinen Temperamentsausbruch genutzt werden. Eine offroadeinlage, ein kleiner Zwischensprint, ein fixer Ampelstart.
Der Blick auf die ‚Dioden des Todes’ holt einen aber dann ganz von alleine wieder auf die entspannte Tour zurück. Aber würde diese zweite Option komplett fehlen, dann wäre auch das Dahingleiten und Bummeln nur halb so schön. Weil: man wird ja auch dauernd überholt, nicht für voll genommen und bekommt somit irgendwann doch Frust. So als wäre man ein Verkehrs-Teilnehmer zweiter Klasse, der immer nur einsteckt, was andere austeilen. Da ist es gut, mal die E-Sau rauslassen zu können. Danach geht’s einem gut und man zuckelt wieder fromm als E-Seel vor sich hin.Q: Ist das auch ihr Fazit insgesamt: ‚Viel Seel, ein wenig Sau‘?
A: Für mich ist das Elektrische Reisen, so wie ich es erlebt habe, eine echte Bereicherung, die ich nicht mehr missen möchte. Ich fürchte aber, dass bei der Markteinführung und Bewerbung neuer Modelle eher andere Aspekte und ‚benefits’ ausgelobt werden (à la: fährt eigentlich genauso wie ein Benziner oder Diesel; hat enorme Reichweite etc.). Wenn diese Behauptungen dann als ‚Schwindel’ oder Beschönigung entlarvt werden, geht es der E-Mobilität vielleicht wie E 10, dem größten PR-Desaster der letzten Jahrzehnte. Oder man subventioniert den Kauf, die Besteuerung, Versicherung etc. so extrem, dass ähnlich wie bei der Photovoltaik die Leute aus rein ökonomischen Gründen das ein oder andere mal einen Kauf oder ein Leasing eines solchen Modells erwägen oder auch tätigen. Dabei könnte die E-Mobilität eigentlich viel mehr. Sie kann zum Beispiel eine Ahnung davon geben, wie entspannt, leise, freundlich (nicht nur umwelt-freundlich) das Überwinden von Strecken und das Umgehen miteinander in öffentlichen Bereichen generell sein könnte. Als eine Art Gruß aus der Zukunft, eine Ahnung von einer Nachhaltigkeit 3.0, von der wir heute noch meilenweit entfernt sind!
Q: Nachhaltigkeit 3.0?
A: Also eine Nachhaltigkeit, die über Dosenpfand und Mülltrennung hinaus gehen würde…..
Q: Herr Grüne! Sind sie durch ihre Tour mit den Steckdosen vielleicht gar zum ‚Grünen’ geworden
A: Man wird nachdenklich, wenn man z.B. mit Lärm-Betroffenen spricht, die bei jedem neuen LKW vor ihrem Haus zu zittern anfangen. Und die vor der Quantya stehen und sagen: ‚Da kriege ich Gänsehaut, wenn ich mir vorstelle, das könnte die Zukunft sein…’
Also sagen wir es so: da ist ein Potential in dieser neuen Mobilitätsform, welches wir gemeinsam ausloten und weiterentwickeln sollten. In diesem Kontext dürfen sie mich ruhig einen ‚Grünen’ nennen!
Q: Zum Abschluß ein paar Klärungen: Haben sie die Tour ganz alleine, ohne Zuhilfenahme eines Begleitfshrzeugs etc. unternommen?
A: Ja. Ich habe mich lediglich nach Sylt bringen und aus Eibsee abholen lassen. Die 10 Tage und 1.500 Kilometer habe ich alleine und ohne jede Unterstützung unternommen. Außer natürlich derjenigen von den netten Menschen, die ich unterwegs traf und die mir den Strom zur Verfügung stellten. Hilfe hatte ich aber bei der Aufbereitung der einzelnen Inhalte auf der Homepage – dazu fehlte mir die Zeit, vor allem aber auch das notwendige Know-How.
Natürlich wurde die Fahrt zur Zugspitze in Absprache mit der Verwaltung der Bahn durchgeführt. So wurde sichergestellt dass niemand belästigt oder gestört wurde. Leider wusste der nette ‚Gondoliere‘ der Gipfelbahn nichts darüber, dass das Quantya kein ‚Gefahrgut‘ darstellt und wir ruhig mit einer normalen Fahrt hätten hochschweben können. Ich kann nur hoffen dass wegen dieser kleinen Verzögerung kein Unmut bei anderen Fahrgästen aufgekommen ist!Q: Warum trugen sie eigentlich eine komplette Motorradkluft trotz eher gemächlicher Fahrweise
A: Zum einen aus Prinzip. Nach über 35 Jahren Erfahrung mit vielen unterschiedlichen Motorradtypen weiss ich, dass Stürze und Unfälle nicht nur bei hohen Geschwindigkeiten passieren und eine abriebfeste Protektorenausrüstung praktisch immer sinnvoll ist. Eine Rippenprellung bei einem harmlosen Ausrutscher auf einer Crossbahn fast bei Schrittgeschwingkeit hat mir beispielsweise 6 schmerzhafte Wochen beschert!Und bei den Erlebnissen auf den Bundesstraßen während der DPS-Tour wird mir auch im Nachhinein noch sehr mulmig. Also, liebe Leute da draussen: Motorisiertes Zweiradfahren ist potenziell immer gefährlich, ob bei 20 oder 200 km/h. Besser fährt man mit Schutzkleidung!