Schluß mit lustig!?
Die Bundesregierung will 1 Mio E-Mobile unters Volk bringen – dafür werden 1 Mrd € bereit gestellt.
Ganz frische Nachricht für uns ‚E-Mile‘ aus den Medien heute.
Ist E-Mobilität denn nun attraktiv, Herr Grüne?
Verglichen mit der Verbrenner-Technik praktisch nicht. Dem niedrigen Strom- und damit Verbrauchspreis stehen derzeit noch exorbitante Kosten in der Anschaffung sowie die bereits geschilderten Probleme mit der Reichweite, vor allem im Zusammenhang mit höheren Geschwindigkeiten gegenüber. Will man das mit größeren Batterien kompensieren, steigt die ebenfalls problematische Ladedauer ins Unerquickliche. Und normale Haushaltanschlüsse (‚Steckdosen’) vertragen keine Schnellladung – da sind Nachbesserungen und Aufrüstungen nötig. Alles sehr unattraktiv.
Kann also die E-Mobilität wirklich nichts besser?
Die Beschleunigungs-Werte sind dank günstigem Drehmomentverlauf sehr gut. Das ist wirklich ein Plus! Aber: Zu oft beschleunigt – Akku leer….
Was tun? Wo liegen trotzdem Chancen?
Als Nische für Pendler, welche wirklich IMMER nur die gleiche Strecke fahren (zur Arbeit) oder solche Fahrer und Fahrerinnen, die wissen, dass ihr Revier ausschließlich die Innen-Städte und/oder die Peripherie von Großstädten ist. Oder als Zweirad: Für Sportler im Bereich Cross, Trial und Enduro, denen man Parcours um Parcours wegnimmt wegen Lärm- oder sonstiger Umweltbelastung. Und die nun ihren Sport sogar direkt neben Wohngebieten austragen können – siehe die Quantyaparks, die überall in Deutschland entstanden sind.
Sehen sie weitere Zielgruppen?
Ich habe auch mit jungen Menschen auf meiner Tour gesprochen, diese aber nicht gefilmt, wegen des ‚Onkel-Dittmeyer-Syndroms’. Die fanden gerade die Kombination aus martialischem’ Aussehen und leisem, unauffälligem Auftritt bei der Quantya ausgesprochen cool. Da steht natürlich noch der hohe Preis dagegen, dies kann sich aber in absehbarer Zeit ändern. Dann wären junge Leute sicherlich eine Zielgruppe für (kleine) elektrische Motorräder….
Was ist der Knackpunkt bei der Sache? Warum sehen Sie Probleme ausgerechnet zu dem Zeitpunkt, wo die Regierung ‚Gas’ gibt und hohe Beträge bereitstellt?
Das werde ich noch weiter bedenken und formulieren müssen. Eines steht für mich fest: Aufgrund der bereits geschilderten Eigenschaften und Handicaps ist die E-Mobilität nicht einfach eine Fortführung unserer jetzigen ‚Verkehr-Form’ mit anderem Energieträger. Sondern wirklich eine alternative Mobilitäts-Form. Dem muss Rechnung getragen und in den Konsequenzen verstanden werden. Das könnte die Chance sein! Die Verbrennungs-Technologie ‚lebt’ ja auch von einer starken Emotionalisierung. ‚Benzin im Blut’ haben ja bekanntlich die Leute, welche für Autos und Motorräder schwärmen. Dies geht der E-Mobilität ja noch weitgehend ab – abgesehen vielleicht von Einzelkämpfern, Tüftlern und Umweltaktivisten.
Es fehlt also an…
…so etwas wie – entschuldigen Sie bitte den Kalauer – E-Motionalität! Also an einer Attraktivität, die man NUR bei dieser Form des Mobilseins erleben darf – wie etwa bei Verbrennern die legendären Motor-Typen (V8, Reihen-Sechser, Boxer etc.) oder die typischen emotionalisierenden Designs: Käfer, Ente, Fiat 500 – eben nur jetzt mit einer ganz typischen Formen- und Ausdruckssprache in der Tonart E – bzw. der ‚E-Welt‘.
Herr Grüne, Sie wirken ein wenig müde oder gar genervt…
Es war ein Tag mit vielen Kilometern und sehr viel Wind und Kälte. Ich bin durch, wie man sagt. Eventuell würde ich ein andermal auch wieder freundlicher sprechen über all diesen E-Kram.
Dann hören wir hier mal für heute auf!
(Der zweite Teil des Interviews folgt in den nächsten Tagen!).
Tag 8: ca. 168 kms (33+53+51+31); 370 Minuten Fahrzeit.
Vorkommnisse: Mit gemischten Gefühlen die Nachricht vernommen, dass bis 2020 1 Million E-Mobile in Deutschland fahren sollen (derzeit knapp 2500!). Und dass dies mit einer Milliarde Euro gefördert wird…