O wie groß ist Niedersachsen!
Und wie soll man da etliche ‚Strom-Kilometer’ machen, wenn es morgens um 8 aus Kübeln pladdert? Hilft nix – wird eben ein Tag für die ganz Harten! Also gepackt und dem schönen Klusterhof in Basdahl adé gesagt. Das Pladdern hielt knapp eine Stunde bis Tarmstedt. Sonne raus, Meister Pfeiffer stellte die gesamte Werkstatt als Ladezone zur Verfügung (und gab uns noch eine schöne Videobotschaft mit auf den weiteren Weg).
Dieser führte uns nach Blender bei Verden (Aller). Dort betreibt Frank Link seinen Handel mit gebrauchten Motorradteilen. Das war was für meines Vaters Sohn! Gefragt, geladen, geklönt, Kette geschmiert, für den verlängerten Rücken auf der holzharten Sitzbank einen Haushaltschwamm zum Abfedern untergelegt… Ein perfekter Boxenstopp, so als hätte Frank schon seit Jahren einen Service für Elektro-Geschädigte. Dabei ist er zwar aufgeschlossen, aber generell skeptisch ob der Chancen der neue Techniken. Darüber redet auch er in einer interessanten Videobotschaft (in Kürze hier).
Weiter bis Stolzenau zur Gelateria, Ristorante und Café Martino. Gefragt, getan: Schon hing ‚das’ Quantya an seiner orangenen Saft-Strippe und ich mit dem Kopf über der Spaghettischüssel. Herr und Gescherr bei der Nahrungsaufnahme Seit’ an Seit’. Die letzten 35 Kilometer nach Bückeburg zum Schäferhof dann in der Abendstimmung entlang der Weser, über Felder und an Dorfidyllen vorbei. Irgendwie so muss sich der liebe Gott das gedacht haben, als er den perfekten Tag für Motorradfahrer erfinden wollte….
‚Eigentlich’ wollte ich heute so richtig abledern. Etwa so: Die Angst (Stehenzubleiben) fährt immer mit. Das ständige Starren auf die ‚7 Leuchtdioden des Grauens’. Die Befürchtung, der Motor (und damit die ganze E-Mobilität) ‚stirbt’ jeden Moment einen ‚sudden death’. Der ultimative Elektroschock, sozusagen. Und dann dies! Es reifte nämlich folgende Erkenntnis: Wenn die Reichweite (immer geht es um die Reichweite, zumal da diese eng verbunden mit der Not des Ladens – schier ewig und drei Tage (90-120min). Die 2,5kw/h des Quantyas reichen bei durchschnittlich 40 km/h für knapp 45 km, bei 50 für nur noch 40, bei 60 für 30 usw. Das macht ganz schön kirre und man hat ständig ein schlechtes Gewissen, zu schnell und damit noch ‚kürzer’ zu fahren.
Doch dann kam heute ganz allmählich ein Paradigmen-Turn-Around. Wenn denn die Reichweite nach ‚oben’ fast exponenziell (naja, nicht ganz…) abnimmt, dann nähme sie doch nach ‚unten’ ebenso bombig zu! Wäre dann ja sogar irgendwann quasi unendlich! Also ‚quasi’ im rheinischen Sinne – nicht wirklich, aber fast.
Also machte ich die Schleichprobe: 35er Schnitt noch bei 50 gut im (Leuchtdioden-)Futter. 30er bei 55, 25er gar bei…? Könnte es sein, dass ich bei 25km/h – also einer Geschwindigkeit im Mikrobereich, in der sub-atomaren Zone für Speedfreaks sozusagen – gar an die 100 km komme? Die ich wahrscheinlich meinem verlängerten Rücken gar nicht zumuten kann (also 4h Fahrt; und die ohne zu laden!). Ich damit aber meinen bisherigen Rhythmus von drei auf zwei Ladevorgänge reduzieren könnte und somit die heutigen knapp 180 km gar noch TOPPEN kann? (Fortsetzung folgt – es wird weiter probiert und berichtet. Von der Langsamkeit, den Problemen dieser, aber auch ihren schönen Seiten…).
Der Bezwingung der Leuchtdioden-Dämonen auf der Spur. Das verspricht immerhin: Spannung!
Tag 3: ca. 177 km (36+46+58+37); 330 Minuten Fahrzeit. Vorkommnisse: Den Paradigmenwechsel probiert: Wer langsamer fährt, kommt schneller weiter.